Montag, 26. Januar 2015

Altfriesisch moll 'Maulwurf' - ein Ghost-Wort

Im Altfriesischen Wörterbuch von Ferdinand Holthausen (zweite, verbesserte Auflage von Dietrich Hofmann [Germanische Bibliothek. Reihe 2: Wörterbücher], Heidelberg 1985) ist auf Seite 73 das Wort moll 'Maulwurf' aufgeführt. Dies soll auch im Kompositum mollesfōt 'Maulwurfsfuß' vorliegen. Die nämliche Information findet sich auch im Altfriesischen Wörterbuch von Köbler (s. http://www.koeblergerhard.de/afries/afries_m.html).
Das Wort hat auch Eingang in etlichen (etymologischen) Wörterbüchern gefunden, etwa im OED2 s.v. mole n.3 (and adj.1) oder bei M. Philippa e.a. (2003-2009) Etymologisch Woordenboek van het Nederlands s.v. mol 1 (s. mol).
Das Wort fehlt dagegen sowohl im Altfriesischen Wörterbuch von Karl Freiherr von Richthofen (Göttingen 1840) als auch im Altfriesischen Handwörterbuch von Dietrich Hofmann und Anne Tjerk Popkema (unter Mitwirkung von Gisela Hofmann, Heidelberg 2008).
Die Zugehörigkeit vom Kompositum mollesfōt, das ein unbekannter Längenmaß ist, ist schon lange fraglich. Überzeugender hat Sydney Fairbanks (ed.), The old West Frisian Skeltana Riucht. With an introduction, translation, and notes (Cambridge 1939), S. 129 das Erstglied letztendlich zu lat. modulus 'Maß, Maßstab, Grundmaß, das Gemäße der Röhre, Rhythmus, Takt, Tonart, Weise, Melodie' gestellt.
Nach freundlicher Auskunft von Anne Tjerk Popkema ("to my best knowledge an attestation of the simplex 'mol(l)' (mole) does not exist in Old Frisian sources") und Rolf Bremmer ("my water tells me that 'mol' is a ghostword") ist das Simplex altfriesisch moll nicht belegt. Es handelt sich somit um ein Ghost-Wort und sollte aus den (etymologischen) Wörterbüchern entfernt werden.

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